gehäkelte strümpfe oder socken in grau und weiß
Foto: Barbara Piontek | wortfeiler

Von Gesocks und Strümpfen.

Als gebürtige Ruhrgebietseinwohnerin habe ich von Haus aus eine Neigung zu direkten, verbalen Äußerungen – ich motze und verwende Schimpfwörter. Daran konnte der ostpreußische Teil meiner Familie, der von dialektalen Verbalverwüstungen gar nichts hielt, und auch nicht der Schweizer Teil der Familie, der Euphemisierungen und Konjunktivierung kulturell bedingt lebt, nichts ändern. Kurz: Ich fluche wie ein Bierkutscher, da können Schweizer Schwiegermutter und ostpreußische Oma noch so oft pikiert die Augenbrauen hochziehen. (Politisch korrekt ist es oft allerdings auch nicht, das sei zu erwähnen.)

Aber ich bin ja auch Germanistin, und die will wenigstens wissen, was sie da von sich gibt. Sehr schön ist der Bereich der generellen Verallgemeinerung von mehreren Menschen, da passt zum Beispiel Brut, Pöbel, Geschmeiß, Gesindel, Paselacken, Schlickefänger, Pissflitschen, Ballerköppe, Lumpenpack, Kroppzeug – und eben Gesocks! Ich kann mich kaum entscheiden, doch Gesocks klingt prima. Nur woher kommt das?

Etymologie: Gesocks

Das Gesocks ist ein Substantiv und Neutrum und wird seit dem 19. Jahrhundert verwendet, doch die Herkunft ist leider unbekannt. Mutmaßlich hat es etwas mit Socken zu tun, weshalb ich gleich zur Etymologie von Socken springe, die kennen auch die Grimms mit ihrem Wörterbuch.

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Foto: Barbara Piontek | wortfeiler

Etymologie: Socken

Die Socke, im Süden des deutschsprachigen Raumes auch der Socke, ist ursprünglich ein kurzer Strumpf, ein Filzstrumpf oder ein leichter, niedriger Schuh, eine Art Schlüpfschuh der Hausbekleidung, der einen langen Weg hinter sich hat: Das Wort ist wohl ein orientalisches Lehnwort, das von dort zu Griechisch sokchos (σοκχος), einer Nebenform von sykchís (συκχίς) wanderte, von dort als soccus ins Lateinische und von dort in die germanischen Sprachen. Belegt ist er im Althochdeutschen seit dem 9. Jahrhundert als soc, ebenso im Mittelhochdeutschen, wo es auch das söcklîn/söckelîn (der Frau und des Kindes) gab.

Damals nannten wir die Socke auch noch der Socke, wie vom Lateinischen vorgegeben, seit dem 16. Jahrhundert machen wir daraus die Socke, die Socken – also Singular und Plural gleich. Das machten die Deutschschweizer, wie so manches, nicht mit: Sie sagen auch heute noch im Singular der Socke und im Plural die Söcke. Söckchen heißen Söckli, was aber selbst als Helvetismus zu niedlich klingt, um stinknormale Socken zu benennen, weshalb lediglich Kinder Söckli tragen. Söckli ist übrigens in der alemannisch-sprachigen Schweiz ebenfalls ein beliebter Name für eine Katze, die weiße Pfoten hat, weil es aussieht, als habe sie Socken an.

Viel ausführlicher und reichlich unterhaltsam ist Grimms Wörterbuch zum Wort Socke, nachlesbar hier.

Exkurs: Strumpf und Strümpfe

Und falls es jemanden interessiert: Socken sind für die Füße, Strümpfe für die Beine, also ursprünglich. Wobei Strumpf und Stumpf bis ins 18. Jahrhundert synonym verwendet wurden, und beides als Bekleidung des Unterschenkels bekannt war. Erst im 16. Jahrhundert kam das Wort Strumpf auf, als Ergebnis einer modischen Entwicklung, die die ursprünglich aus einem Stück gearbeitete Bekleidung des Unterkörpers (vgl. Hosenstrumpf, 16. Jh.) in zwei Teile (Hose und Strumpf) trennt, so daß Strumpf als der übriggebliebene Rest, der ‘Stumpf’ zu deuten ist.

Quellen:
DWDS
Grimms Wörterbuch
Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer