Barkasse und Barkasse — zwei Wörter, zwei Bedeutungen. Wobei ich die Bar-Kasse, also das Bargeld in einer Kasse, heute weglasse und mich der Barkasse, gerne auch der Hafenbarkasse oder Hamburger Barkasse widme. Natürlich gibt es auch in anderen Städten, die am Wasser liegen, Barkassen, aber sei es drum! (Wobei die Hamburger Pfeffersäcke und das Geld jetzt auch keine schlechte Überleitung wären.)
Was ist eine Barkasse?
Eine Barkasse ist ein kleineres Schiff oder Boot, das in erster Linie Personen durch den Hafen kutschiert. Die Wasserpolizei nutzt ebenfalls eine Barkasse. Ursprünglich war eine Barkasse ein größeres Beiboot, heute handelt es sich um ein größeres Motorboot. In Sachen Größe scheint Uneinigkeit zu bestehen, da nicht klar definiert ist, was groß und klein genau ist oder sein kann. Einigen wir doch auf ein Boot, das nicht allzu groß und nicht allzu klein ist, oder?
Klar ist, eine Barkasse wird heute im Hafenverkehr eingesetzt. Eine Barkasse kann ein Personenschiff und ein Arbeitsboot sein. Bekannt sind Barkassen, die im Gebiet des Hamburger Hafens unterwegs sind. Sie gehören als Fähre und Zubringer zum öffentlichen Nahverkehr, wie im Rest Deutschlands Bus und Bahn, und fahren Touristen, Einheimische und sicher auch Hafenpersonal und vielleicht sogar Lotsen umher — Stichwort Rundfahrten, bzw. Hafenrundfahrten oder die, die manche zum Musical bringen. Sie werden ebenfalls für die Arbeit genutzt und sind als Schlepper für größere Boote wichtig, und liefern auch Waren und Versorgungsgüter, zum Beispiel Post, Lebensmittel, Hygieneartikel etc., zu Schiffen, die dort im alltäglich Einsatz gebraucht werden.
Eine Barkasse besteht aus einem Führerstand oder Deckshaus, der oder das überdacht ist — hier sitzt oder steht der Kapitän im Steuerstand — und aus einer Fläche, dem Deck, wo Waren oder Bänke für Passagiere untergebracht werden (können). Dieser Bereich muss nicht unbedingt überdacht sein, was dennoch schön ist, weil es in Hamburg gerne mal regnet.
Die große Zeit der Barkassen war in den 1920er bis 1960er Jahren, heute läuft das meiste automatisiert, weshalb immer weniger Barkassen benötigt werden und sie daher in erster Linie für Ausflüge und Rundfahrten genutzt werden. Das war im 19. Jahrhundert noch anders, denn damals waren Barkassen in erster Linie Bestandteil der militärischen Schifffahrt. Damals fuhren hauptsächlich Segelschiffe (Beispiele hierfür sind die Fregatte oder die Korvette) über die Meere, die aufgrund ihrer Größe nicht einfach in jede Bucht und jeden Hafen einlaufen konnten. Dafür gab es die Barkasse, das größte Beiboot, das frisches Trinkwasser holte, und sicher auch Lebensmittel und Menschen zum Landgang brachte und abholte. Es gab ein weiteres Beiboot, das allerdings kleiner als die Barkasse war und Pinasse hieß und heißt. Barkasse und Pinasse waren, schließlich handelt es sich bei beiden eigentlich um Beiboote von Kriegsschiffen, bewaffnet. Barkassen und Pinassen sind allerdings viel älter, es gab sie schon in der Antike in ähnlicher Bauart.
Warum heißt eine Barkasse eigentlich Barkasse?
Das Wort kennen wir etwa seit dem 18. Jahrhundert, erfunden haben es die Italiener: barca wird ein kleines Boot, ein Nachen im Italienischen genannt.
Ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt die spanische Bezeichnung barcaza (Boot oder Kahn), die auf eine Verbindung zum Italienischen hinweist. Beide stehen wiederum in Verbindung mit dem Wort Barke, das noch sehr viel älter ist: zum Beispiel mittelhochdeutsch barke, altfranzösisch barque, spätlateinisch barca — alle stammen vom griechischen Wort für einen Nachen oder Barke (bãris) ab.
Die englische Sprache gibt die Herkunft viel eindeutiger an, dort heißt Barkasse barge und die Verwandtschaft mit der Barke ist klar erkennbar. Im Italienischen geht es noch weiter: Barcarola ist ein Schifferlied, Barcarolo der Gondoliere und der venezianische Barcarolo singt natürlich eine Barcarola, übrigens alles verwandt mit der Barke. Spanier und Italiener verbindet, dass beide Bezeichnungen, also barca oder barcaccia und barcaza Vergrößerungsformen sind — sie verweisen auf ein größeres Boot, womit endlich geklärt ist, dass eine Barkasse ein größeres Beiboot ist. Jedenfalls wohl größer als die Pinasse, aber kleiner als die Fregatte.
Pinasse ist übrigens ebenso spannend: Sie hat ihren Namen von dem Material, aus dem sie ursprünglich hergestellt wurde — der Kiefer oder Pinie, die lateinisch pinus heißt. Schon Vergil soll eine „segelnde Fichte“ (nautica pinus) erwähnt haben. Im Laufe der Zeit wurde daraus der Begriff pinacera, aus dem sich das deutsche Pinaß, bzw. die Pinasse entwickelte.